Bodenunebenheiten: Gefahr für Stapler im Lageralltag   

Der Einsatz von Flurförderzeugen setzt voraus, dass der Boden über dem Qualitätsniveau üblicher Böden liegt. Er muss tragfähig, eben und horizontal verlegt sein und verschiedene Strapazen des Lageralltags aushalten. Dafür gilt es bei der Planung des Bodens, auf bestimmte Werte und Toleranzen zu achten. Damit ist ein sicherer und funktioneller Einsatz von Staplern in Lagerhallen gewährleistet.

Wer Flurförderzeuge in seinem Lager einsetzt, muss viele Sicherheitsanforderungen berücksichtigen. Der Boden spielt dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Sind Industrieböden nicht auf bestimmte Bodenbelastungen ausgelegt, kommt es schnell zu Beschädigungen des Untergrunds. Selbst kleinste Bodenunebenheiten können Flurförderzeuge ins Wanken bringen und stellen daher ein großes Risiko in puncto Sicherheit für Fahrer und Mitarbeiter der Lagerhalle dar. Um Schäden oder eine teure, aufwendige Bodensanierung zu vermeiden, ist es ratsam, den Boden von Anfang an auf die zu erwartenden Lasten auszurichten sowie etwaige Bodenunebenheiten durch entsprechende bauliche Maßnahmen auszugleichen. Nur so ist das Fahren mit verschiedenen Staplern sicher und die Fahrzeuge können die geforderten Geschwindigkeiten und Lastaufnahmen abrufen. 

Bodenspezifikationen

Industrieböden haben andere Eigenschaften zu erfüllen als beispielsweise Boden in einem Bürogebäude. Hier wirken ganz andere Belastungen auf die Böden ein.

Folgende Spezifikationen bzw. Anforderungen gilt es zu erfüllen:  

  • Unterirdische Schächte, Kanäle und ähnliche Unterbrechungen müssen mit einem Mindestabstand von 200 mm zu Regalgängen und Regalstehern eingeplant werden.
  • Die Bodenplatte ist DIN 1045  / A1: 1996-12 mit einer Betongüte von min. B 25 und DIN 18202: 1997-04 auszuführen
  • Die Oberfläche – auch Nutzschicht genannt - muss den Anforderungen der Beanspruchungsgruppe II (mittel) Tabelle 1 DIN 18560: 1992-05 entsprechen. Die Dicke des griffigen Oberbelags beträgt zwischen 10 und 30 mm.
  • Die Bodenbeschaffenheit ist so gestaltet, dass die erforderliche Abbremsung gemäß DIN EN 1726 erreicht wird.
  • Die Staplerfahrer können die Fahrzeuge auch bei Nässe und Schmutz sicher führen
  • Durch Belastung darf keinesfalls eine plastische Verformung des Bodens hervorgerufen werden. So kommt es zu Unebenheiten, was sich wiederrum als Sicherheitsrisiko für Gabelstapler auswirkt.

Man spricht bei Böden in Schmalganglagern, die hohen Belastungen durch Stapler, Regalanlagen usw. ausgelastet sind, von Böden im VNA-Bereich (VNA = Very Narrow Aisle, übersetzt: sehr schmaler Gang). Die Anforderungen für Betonböden und Estriche in diesem Bereich sind nicht mit handwerklich üblichen Anforderungen zu vergleichen. Es empfiehlt sich daher, Experten in die Planung einzubeziehen. Diese verfügen über besondere Ausführungstechniken und genügend Erfahrung. Diese wird besonders wichtig, wenn es um zusätzliche Maßnahmen wie Nacharbeiten durch Schleifen oder Beschichten geht. Spezialschleifmaschinen helfen dabei, erforderliche Bodentoleranzen herzustellen und Bodenunebenheiten auszugleichen.

Einwirkungen auf Bodenplatten

Industrieböden im Lager werden verschiedenen Belastungen ausgesetzt. Sowohl flächig wirkende Lasten wie Paletten oder Maschinen aber auch punktförmig wirkende Lasten wie Regale oder Container beanspruchen den Boden. Außerdem wird zwischen ruhender (Regale, Paletten, etc.) und dynamischer Belastung (Gabelstapler, Lastkraftwagen, Arbeitsbühnen und andere Fahrzeuge) unterschieden. Die dynamischen Belastungen gelten als besonders erheblich.

Faktoren, die die Bodenbelastung beeinflussen

Es gibt verschiedene Faktoren, die die Auslegung der Bodenbelastung beeinflussen. Eine Berechnung bzw. Aufstellung der zu beachtenden Faktoren kann sich wie in folgendem Beispiel zusammensetzen. Die Werte sind wichtig für die konkreten Planungen der Statiker und Architekten und müssen unbedingt vorher ermittelt und berechnet werden.

1. Fahrzeuggewicht + mögliche Zuladung

Neben dem reinen Fahrzeuggewicht spielt auch die mögliche Zuladung bzw. die generelle Tragfähigkeit des Staplers eine wichtige Rolle.

Beispielfahrzeug:

Fahrzeug - Grunddaten  
Typ MQ45
Serie 2125 EL
Fahrzeuggewicht 8700 kg
Zuladung 4500 kg
Gesamtgewicht 13200 kg
Lastschwerpunkt 600 mm

 

 

 

 

 

 

 

2. Radlasten/Achslasten

Hier ist zu unterscheiden, ob sich der Stapler im Fahrbetrieb oder in stehender Position befindet, ob der Hubmast ausgeschoben oder in Grundstellung ist und welches Gewicht sich auf dem Mast befindet. Eine Kombination aus diesen Faktoren wirkt sich auf die Berechnungen aus.

Radlasten und Achslasten bei Staplern im Schaubild

Hubmast in Grundstellung 
Fahrzeug fährt (Statische Radlast in kg – bei max. Zuladung)

  Achslasten (kg) Radlasten (kg)
FA1 7200 3600
FL1 6000 1500

 

Hubmast ausgeschoben
Fahrzeug steht (Statische Radlast in kg – bei max. Zuladung)

  Achslasten (kg) Radlasten (kg)
FA2 1600 800
FL2 11600 2900

3. Radflächenpressung

Der Wert der Radflächenpressung beeinflusst die Härte des Bodens.

Radflächenpressung bei Staplern von HUBTEX

Hubmast in Grundstellung 
Fahrzeug fährt (Statische Radflächenpressung [N/cm²])

pA1 144
pL1 122

Hubmast ausgeschoben
Fahrzeug steht (Statische Radflächenpressung [N/cm²])

pA2 79
pL2 167

4. Flächenlast

Für die Auslegung der Statik ist die statische Flächenlast ausschlaggebend. Hier kommen die projizierte Fläche des Fahrzeuges sowie die Gesamtbelastung zusammen.

Fläche m² 5,69
Q1 [kN/m²] 23,22

 

Sie möchten mehr wissen?

Die beschriebenen Skizzen und Tabellen sind beispielhaft zu verstehen. Detaillierte und vor allem individuellere Informationen erhalten Sie hier auf Anfrage.

Schmalgang: Relevante Werte und individuelle Berechnungen

Wird mit gehobener Last oder in Schmalgängen gefahren, sind Werte abweichend von DIN 18202 einzuhalten. Diese sind der folgenden Tabellen zu entnehmen: 
Tabelle 1: DIN 15185

Höhenunterschiede quer 
zur Fahrspur

zulässiger Höhenunterschied h als Grenzwert zwischen
den äußeren Fahrspuren Sp bei Fahrspurweite S in m

  bis 1,0 m über 1,0 m bis 1,5 m über 1,5 m bis 2,0 m über 2,0 m bis 2,5 m
Hubhöhe ≤6,00 m 2,0 mm 2,5 mm 3,0 mm 3,5 mm
Hubhöhe >6,0 m und Automatikbetrieb 1,5 mm 2,0 mm 2,5 mm 3,0 mm

 

Tabelle 2: DIN 15185

Ebenheitstoleranzen längs zu den Fahrspuren

Stichmaß als Grenzwerte in den Fahrspuren Sp bei Messpunktabständen in m

  1,0 m 2,0 m 3,0 m  4,0 m
Für alle Einsatzarten 2,0 mm 3,0 mm 4,0 mm 5,0 mm

Die Prüfung der Ebenheit erfolgt nach DIN 18202

 

Für die Berechnungen gibt es neben generellen Formeln auch verschiedene Rechenbeispiele.

Generelle Formel:

Punkt X = h (mm/m) x Hx (m) = (mm) seitliche Abweichung; (h = Höhenunterschied quer zum Gang, Hx = Höhe Punkt X)

Rechenbeispiel:

Statische Abweichung Punkt X bei Bodenunebenheiten = 1,5 mm/m, Hx = 10 m ab Flur,
Punkt X = 1,5 mm/m x 10 m = 15 mm statische Abweichung.

Hier spielen nicht nur die unterschiedlichen Gegebenheiten ein, sondern auch die Eigenschaften der verwendeten Gabelstapler im zutreffenden Betrieb. Daher empfiehlt es sich, bei der genauen Ausgestaltung und Realisierung eines Projektes auf individuelle Beratung, Tipps und Prüfung von Experten zu vertrauen.

Bodenunebenheiten / Bodenbelastungen: Messen und prüfen

Die Höhenunterschiede und Ebenheitstoleranzen sollen frühestmöglich durchgeführt werden. Der Nachweis für die Einhaltung der Toleranzen erfolgt durch den Bodenverleger oder ein neutrales Vermessungsbüro. Die Messpunkte müssen reproduzierbar sein. Beim Messverfahren selbst muss sichergestellt werden, dass die Messgenauigkeit des Prüfverfahrens, z.B. bei einem Nivellierinstrument, ± 0,1 mm beträgt. Damit sich die Flurförderzeuge nicht aufschaukeln, dürfen keine kurzwelligen Bodenunebenheiten oder Querneigungswechsel in regelmäßigen Abständen vorhanden sein. Ein Messprotokoll ist in jedem Fall zu führen.

Enormes Regelwerk: Auf Service von Experten setzen

Es wird schnell deutlich: Die Normen und Regeln für Böden sind zahlreich. Die Richtlinien überall einzubeziehen, bedeutet für die Planer einen hohen Aufwand. Hinzu kommen regelmäßige Änderungen und Bearbeitungen innerhalb des Regelwerkes. Daher wird Bauherren einer Lagerhalle empfohlen, sich in enge Abstimmung mit allen beteiligten Fachabteilungen des Baus (Architekt, Statiker, Hersteller der Flurförderzeuge usw.) zu begeben, um alle Anforderungen zu berücksichtigen.

 

Wir helfen Ihnen

Wir helfen Ihnen gerne weiter, die Bodenbelastungen, die durch Stapler & Co in Ihrem individuellen Lageralltag hervorgerufen werden, entsprechend zu berechnen.